(1480 – 1550, Banaz – Sivas) ist wohl der Bekannteste in der Reihe der alevitischen Dichtertradition. Aus einigen seiner Nefesler geht hervor, dass sein eigentlicher Name Koca Haydar, er ursprünglich aus Yemen stammte und ein Nachfahre des Propheten gewesen ist. Der Begriff „Pîr“ ist persisch und bedeutet eigentlich „alter weiser Mann“, was an die Begrifflichkeiten „Şeyh“ (arabisch) oder „Dede“ (türkisch) erinnert, welche ebenfalls dieselbe wortwörtliche Bedeutung haben, jedoch im übertragenen Sinne das Amt einer geistigen Position ausdrücken. „Sultan“ steht für das Herr-Sein über die eigene nieder Triebseele („nefs“), während „Abdal“ (zu Deutsch: „Ersatzleistung“ bzw. „Derjenige, der das Weltliche durch das Geistige ersetzt hat“) der Name einer Derwischbewegung in Anatolien ist. Den Überlieferungen zufolge wurde ein verwitweter einfacher Mann namens Hızır ein Talip (zu Deutsch: „Schüler auf dem alevitischen Ordenspfad“) des Koca Haydar und erfüllte seinen Dienst an dem Dergâh (zu Deutsch: „Konvent“, „Kloster“) im Dorfe Banaz. Eines Tages fragte Hızır seinen Meister in Istanbul an einer hohen Ausbildung teilzunehmen, um später Kraft seines Amtes seinem Volk besser dienen zu können. Pîr Sultan gab ihm die Erlaubnis, prophezeite Hızır jedoch, dass dieser später seinen Meister exekutieren lassen werde. Tatsächlich unterzeichnete Hızır als eingesetzter Pascha hohen Ranges einen Erlass, Pîr Sultan wegen dessen angeblicher geheimer Verbindungen zum Safawiden-Reich zu erhängen.